Am 23. Februar 2024 war Herr Alfons Bauer vom Hospizverein St. Elisabeth in Memmingen bei uns zu Besuch in der 9. Klasse. Bereits in den Wochen zuvor haben wir uns im Religionsunterricht auf vielfältige Weise mit dem Thema Sterben und Tod auseinandergesetzt.

Herr Bauer, der früher selbst als Mittelschullehrer arbeitete, hat sich mittlerweile zum Hospizbegleiter ausbilden lassen und ist im Verein, der im Unterallgäu tätig ist, seit einigen Jahren aktiv und war unter anderem auch dessen Vorsitzender.

Zur Geschichte der Hospizbewegung erklärte er uns, dass die ersten Hospize von christlichen Orden in Rom und Jerusalem gegründet wurden. Die moderne Hospizbewegung geht wiederum auf die britische Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin Cicely Saunders zurück, die 1967 in London das St. Christopher´s Hospice begründete. Seit knapp 40 Jahren konnte sich der Hospizgedanke auch in Deutschland entwickeln und etablieren.

So wurde 1995 der Hospizverein in Memmingen gegründet und hat mittlerweile 438 Mitglieder, wovon 80 als ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und –begleiter mitarbeiten, 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind hauptamtlich beschäftigt. Das Aufgabengebiet umfasst dabei unter anderem Kurse für die Ausbildung neuer Begleiter sowie Fortbildungen, Beratung von betroffenen Familien, dem Aufbau eines Betreuungsnetzwerkes und der Herstellung von Kontakten zu Patienten und dem Vermitteln von Begleitern. Nach Wunsch werden auch Einzel- oder Gruppengespräche angeboten sowie „Letze Hilfe“-Kurse, die Interessierte mit dem Palliativgedanken vertraut machen.

Herr Bauer war es wichtig zu betonen, dass die Weltanschauung eines Begleiteten keine Rolle spiele. Zwar gründet der Hospizverein in christlichen Werten, jedoch stehe stets der Mensch im Vordergrund. Im Sinne des Wortes „palliativ“, von lateinisch „pallium = Mantel“, geht es hier nicht um die Heilung einer Krankheit, sondern um die Verbesserung der Lebensqualität von schwerkranken Menschen, indem etwa ihre Schmerzen, ihre Atemnot oder ihre Ängste gelindert werden.

Hospizbegleiterinnen und –begleiter agieren hier jedoch nicht als medizinisches Personal, sondern sind für die Menschen da, haben Zeit für sie, fühlen sich in deren Lebenssituation ein, halten schwierige Momente mit ihnen aus, sprechen über Wünsche und entlasten deren Angehörige, indem sie ihnen Zeit verschaffen, Termine wahrzunehmen oder einfach mal eine Pause zu machen.

Der Kontakt zum Hospiz kommt dabei über Privatpersonen, Ärzte, Pflegeheime oder Krankenhäuser zustande. Nach einer Anfrage beim Hospizverein besucht eine Koordinatorin den Schwerstkranken, schaut sich die häusliche Situation an und überlegt sich, welche Hospizbegleiterin oder welcher Hospizbegleiter zu dem Patienten passen könnte. Ein gemeinsamer Besuch mit dem Hospizbegleiter beim Schwerkranken wird vereinbart, um einschätzen zu können, ob einer Begleitung von beiden Seiten zugestimmt werden kann.

In einer Abschlussrunde stellten die Schülerinnen und Schüler ihre Fragen, die Herr Bauer umfassend beantwortete. So berichtete er vom grundsätzlichen Gefühl, trotz fordernder Situationen als Beschenkter aus den Begleitungen herauszugehen. Diese dauerten je nach Krankheitsverlauf kürzer oder länger, das sei oftmals nicht vorhersehbar. Ihm selber helfe sein Glaube, den er als Katholik praktiziere und der immer wieder von Begleiteten in Anspruch genommen werde, etwa wenn er gefragt werde, mit ihnen oder für sie ein Gebet zu sprechen. Ihm sei durch die Arbeit bewusst geworden, wie kostbar unser Leben ist, wie endlich und wie wichtig es daher sei, nichts aufzuschieben. Bewusst grenzt sich der Verein von Suizidassistenz ab und unterstützt diese nicht, wenngleich er diesen Wunsch Schwerkranker respektiert und die Begleitung gegebenenfalls passiv bis zum Lebensende fortsetzt.

Wir bedanken uns bei Herrn Bauer für seinen Besuch und wissen nun, dass es auch angesichts schwerer und lebensbedrohender Krankheiten Menschen gibt, die Beistand leisten, Leid lindern und diesen oft schweren letzten Weg mitgehen können. 

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